Auf in den letzten Lebensabschnitt, oder anders: von «queer» zu «queeralternd»

Die letzten Monate haben mein Leben nicht nur ziemlich umgekrempelt, sie haben mich zeitweilig auch ziemlich aus der Bahn geworfen. Da war der monatelange Kampf meiner Schwester Priska gegen den Krebs, den sie im September verloren hat. Der letzte Überlebende meiner biologischen Familie zu sein, brachte mich ins Grübeln. Die Eltern zu überleben ist noch nachvollziehbar. Aber die «kleine Schwester»? Gleichzeitig mit dem Tod meiner Schwester wurde ich dann Ende November – nicht ganz freiwillig und im 29. Dienstjahr – aus wirtschaftlichen Gründen in die frühzeitige Pension geschickt.

Glücklicherweise wurde ich in diesen schwierigen Monaten von meinem Partner getragen und unterstützt. Ohne ihn wäre ich wohl definitiv verloren gewesen.

Ich bin jetzt ein «junger Alter»!

Beginnt mit der Pensionierung nun der letzte Lebensabschnitt? Ich ordne mich als «männlich» ein – und Männer werden in der Schweiz gemäss Statistik etwas über 82 Jahre alt. In den ersten 20 Lebensjahren werden wir dazu geformt, die darauffolgenden 40 Jahre durch Arbeit die Wirtschaft anzukurbeln und so ein wertvolles Mitglied dieser Gesellschaft zu sein. Und dann sind hoffentlich noch mindestens 20 Jahre dafür reserviert den letzten Lebensabschnitt zu geniessen – den Lebensabend zu verbringen!

Lebensabend? Was für ein Wort! Ich frage das Internet, was damit eigentlich gemeint ist. Die Antwort ist ernüchternd: Ab 60 setzte der Übergang ins Alter ein, die Altersgruppe zwischen 60 und 74 Jahren seien die sogenannten «jungen Alten», danach gelten Menschen als «hochbetagt».

Willkommen 2025!

In ein neues Jahr zu starten, bedeutet für viele, sich Vorsätze vorzunehmen. Das habe ich in den letzten Jahren nicht mehr gemacht. Das Leben ist eigentlich auch ohne «gute Vorsätze» überraschend genug. Als Sonntagskind bin auch sicher – und ich sehe dies phlegmatisch: Es kommt im Leben sowieso so raus, wie es kommen muss.

Ich habe mir vorgenommen, mich weiterhin aktivistisch zu betätigen und mich als «junger Alter» für queere, ältere Personen einzusetzen. Und dafür haben wir ja vor über einem Jahr hier in Bern sogar den Verein «queerAlternBern» gegründet.

Wichtig ist aber auch: Nicht nur die biologische Familie muss gehegt und gepflegt werden, sondern auch die Wahlfamilie. «Freundschaften brauchen Anlässe», hat mir vor ein paar Tagen ein langjähriger Freund geschrieben. Und diese Zeit will ich mir nehmen!

PS: Mein neuer Lebensabschnitt als «junger Alter» soll auch optisch sichtbar sein. Entsprechend trägt mein neuer Blog mein Kürzel «DRF» (da es in meinem Alter unzählige Daniels gibt) und im Untertitel das Wort «queeralternd».