Leelah

Vor genau einer Woche wirft sich die 17-jährige Leelah im US-Staat Ohio vor einen Sattelschlepper. Den Abschiedsbrief veröffentlichte sie im Internet, wo er sich in den letzten Tagen millionenfach verteilte.

Und die Solidarität mit Leelah – nach ihrem Tod notabene – ist riesig. Sogar der «Blick» berichtete, eine Boulvardzeitung, die sonst im Umgang mit Transmenschen nicht unbedingt sensibel («New Yorks erste Feuerwehr-Transe: Sie löscht mit dem Schlauch») umgeht.

Zerbrochen ist Leelah an ihren religiösen Eltern, die sie nicht akzeptieren konnten und zu «Therapeuten» brachten. Aber nur zu christlichen Therapeuten (die alle sehr parteiisch waren).

Bleibt zu hoffen, dass wir – die sogenannte «Gesellschaft» – bemerken, dass es da draussen unzählige Personen wie Leelahs gibt: 40 Prozent der Transpersonen machen im «zivilisierten» Europa Gewalterfahrungen; 50 Prozent meiden aus Angst bestimmte Strassen oder Gegenden. In 20 Ländern der EU – und nicht etwa in irgendwelchen Bananenrepubliken – wird vor anpassenden Operationen die Sterilisation verlangt. Eine Selbstdeklaration über das eigene Geschlecht gibt es nur in Dänemark – ausserhalb von Europa – und in Argentinien, wo mit der Gesetzgebung als Vorreiter für Transrechte weltweit gilt.


Weltweite Solidarität für Leelah: So versammelten sich am 3. Januar 2015 auch in Bern rund 30 Menschen zu einer Mahnwache. Die veranstaltenden Organisationen – Transgender Network Switzerland, Juso Bern und weitere LGB-Vereine – forderten mehr Beratungsstellen und eine bessere Ausbildung von Lehrpersonen, aber auch von psychologischen und medizinischen Fachpersonen auf diesem Gebiet. Doch am wichtigsten sind die Eltern: Sie sollten ihr Kind liebevoll begleiten und unterstützen, damit es seine Identität leben kann.