Rückblende: Blogbeitrag vom 2. Januar 2015
Vor genau einer Woche wirft sich die 17-jährige Leelah im US-Staat Ohio vor einen Sattelschlepper. Den Abschiedsbrief veröffentlichte sie im Internet, wo er sich in den letzten Tagen millionenfach verteilte.
Und die Solidarität mit Leelah – nach ihrem Tod notabene – ist riesig. Sogar der «Blick» berichtete, eine Boulvardzeitung, die sonst im Umgang mit Transmenschen nicht unbedingt sensibel («New Yorks erste Feuerwehr-Transe: Sie löscht mit dem Schlauch») umgeht.
«Bitte seid nicht traurig, es ist besser so. Das Leben, das ich gelebt habe, ist es nicht wert zu leben … weil ich trans* bin.»
Zerbrochen ist Leelah an ihren religiösen Eltern, die sie nicht akzeptieren konnten und zu «Therapeuten» brachten. Aber nur zu christlichen Therapeuten (die alle sehr parteiisch waren).
«Ich habe eigentlich nie die Therapie bekommen, die ich brauchte. Ich fand nur noch mehr Christen, die mir sagten, dass ich egoistisch sei, unrecht hätte und Hilfe in Gott finden sollte.»
Bleibt zu hoffen, dass wir – die sogenannte «Gesellschaft» – bemerken, dass es da draussen unzählige Personen wie Leelahs gibt: 40 Prozent der Transpersonen machen im «zivilisierten» Europa Gewalterfahrungen; 50 Prozent meiden aus Angst bestimmte Strassen oder Gegenden. In 20 Ländern der EU – und nicht etwa in irgendwelchen Bananenrepubliken – wird vor anpassenden Operationen die Sterilisation verlangt. Eine Selbstdeklaration über das eigene Geschlecht gibt es nur in Dänemark – ausserhalb von Europa – und in Argentinien, wo mit der Gesetzgebung als Vorreiter für Transrechte weltweit gilt.
«Die einzige Möglichkeit in Frieden zu ruhen ist für mich, wenn eines Tages Transmenschen nicht mehr auf die Art und Weise behandelt werden, wie ich es wurde.»
Wenn es dir nicht gut geht, hat die LGBTIQ-Helpline ein offenes Ohr für dich:
→ telefonisch 0800 133 133, per Mail oder via Chat (Mo-Fr, 19-21 Uhr).
Weltweite Solidarität für Leelah: So versammelten sich am 3. Januar 2015 auch in Bern rund 30 Menschen zu einer Mahnwache. Die veranstaltenden Organisationen – Transgender Network Switzerland, Juso Bern und weitere LGB-Vereine – forderten mehr Beratungsstellen und eine bessere Ausbildung von Lehrpersonen, aber auch von psychologischen und medizinischen Fachpersonen auf diesem Gebiet. Doch am wichtigsten sind die Eltern: Sie sollten ihr Kind liebevoll begleiten und unterstützen, damit es seine Identität leben kann.